Rubrik: Gesundheitswesen
(Treffer aus pharmind, Nr. 07, Seite 581 (1999))
Kaesbach W
Arzneimittelinnovationen und Positivliste / Kaesbach W
Arzneimittelinnovationen und
Positivliste
Wolfgang Kaesbach,
Bundesverband der Betriebskrankenkassen, Essen
In
den meisten Ländern der europäischen Union schließen sich ein wenige tausend
Präparate umfassendes Arzneimittelangebot und dieses weiter einschränkende
Erstattungslisten für das nationale Gesundheitssystem nicht aus. Etwaige
dagegen gerichtete Protestaktionen von Gesundheitsberufen und Medizinindustrie
gewinnen allenfalls lokale Bekanntheit. Bei knapp 45 000 verkehrsfähigen
Arzneimitteln in Deutschland, davon über die Hälfte bis heute nicht einmal
auf Wirksamkeit geprüft, ist die Einführung einer Positivliste längst
überfällig. Es verwundert die Krankenkassen nicht, daß wie vor jeder Reform
gleichsam ritualisiert das übliche Horrorszenario an die Wand gemalt wird:
der Mittelstand ist existenzgefährdet, Arbeitsplätze gehen verloren, die
Therapiefreiheit wird eingeschränkt, Versicherte werden vom therapeutischen
Fortschritt abgekoppelt, und es droht schlechthin die Zwei-Klassen-Medizin.
Die für Leistungserbringer willkommenste Problemlösung, nämlich mehr
Geld ins System, hat sich die Regierungskoalition nicht zu eigen gemacht.
Sie ist angetreten mit dem Ziel, anstelle der im Medizinbetrieb weit verbreiteten
Beliebigkeit endlich Qualität einzufordern und die gesetzliche Krankenversicherung
über den Verzicht auf unnötige und unzweckmäßige Leistungen zu rationalisieren.
© ECV- Editio Cantor Verlag (Germany) 1999